Breites musikalisches Spektrum bei der Offenen Bühne in Groß-Rohrheim
Von Sabine Weidner

„He, ho, spann den Wagen an“, tönte es bei der Offenen Bühne zu später Stunde aus dem Nebenraum der Gaststätte „Zorbas“. Eigentümliche Töne, die man aus dem Bühnenprogramm nicht gewohnt ist. Sie hatten aber einen guten Grund: Am 350. Maimarkt beteiligt sich der Verein „Musikkiste“ mit einer Fußgruppe am historischen Umzug.

„Wir dachten, wir üben mal mit euch“, sagte Eberhard Petri, Vorsitzender des Musikkistevereins. Auf den Tischen gab es Textblätter und die Musiker des Abends variierten in einer Session die Akkorde dazu. Am Cajon und mit mehreren Gitarren rappten sie den traditionellen englischen Kanon, tauchten experimentell dazu in Reggae-Klänge ab oder tönten in der bekannten Melodie. Einige Mittelalterweisen schlossen sich an. So recht zum Singen motiviert war das Restpublikum des Bühnenabends jedoch nicht mehr. „Hauptsache, am Maimarktsonntag unterstützen uns möglichst viele“, sagte Petri.

Mississippi-Delta im Ried

Wer ein tragbares Instrument spielt, ein historisches Kostüm hat oder einfach gerne singt, kann sich der Truppe anschließen. Eingeleitet hatte das Programm die Gruppe „Spoonful“ aus Eich, die mit eingängigen Melodien zum Mitsingen anregten.

„It´s all over now, baby blue“, trällerten Hans-Peter Drach und Rainer Köhler los und versetzten das Ried ins Mississippi-Delta. Ihre Lieder erzählten von reichen Baumwollpflanzerkindern und Planwagenfahrten.

Der Jazz-Standard-Song „Mister Bojangles“ oder „What´s going on“ von Marvin Gaye erklangen und die beiden Nachbarn „vunn iwwerm Roi“ ernteten großen Applaus. Sie waren sicher nicht zum letzten Mal in Rohrheim zu Gast: „Klasse, dass es sowas wie die `Offene Bühne` gibt“, verabschiedeten sie sich.

Schon einmal hatte Jochen Breuer auf dem Banjo eine Kostprobe seines Könnens geliefert – dieses Mal hatte er Zeit, sein Repertoire, gespickt mit Wissen über sein Instrument und dessen Stimmbandbreite, vorzustellen.

Lieder mit Geschichte

„Alle Lieder haben eine Geschichte, die in die Melodie umgesetzt wurde“, erklärte er, stimmte die Saiten und schlug sie an. 20 verschiedene Saitenstimmungen gebe es, man könne, als Besonderheit auf dem Banjo, zur Tonlagenveränderung auch einzelne Saiten unter Nägeln am Instrumentenhals einhaken.

„Cold frosty Morning“ aus Irland, Ragtime oder Bluegrass mit dem „Blackberry Blossom“ spielte er vor. Ihre Premiere auf der Bühne legten Robert Rosenzweig und Kai Menger alias „Kai und Rob“ hin. Sie sind musikalisch unterschiedlich, aber jetzt gemeinsam auf Cajon und Gitarren in den 70er und 80er Jahren unterwegs. Eine Reise zurück zum legendären Woodstock-Festival oder zu „Cameo“ mit „Word up“ zogen in den Bann.

Als ehemaliger Straßenmusiker hatte Robert Rosenzweig unter anderem „Ain`t no sunshine“ von Bill Withers oder den Santa Esmeralda-Hit des Jahres 1965 „Don´t let me be missunderstood“ angestimmt, am Cajon und später auf der Gitarre klinkte sich Kai Menger ein und ein harmonisches Ensemble entstand.